6 weitere Redewendungen, die ihren Ursprung im ÖPNV haben

Starte mit uns deine nächste Fortbildung in Sachen Bahnkunde. Wir stellen dir sechs Redewendungen aus der Mobilitätswelt und ihren Ursprung vor.

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1. Die Weichen stellen

In Deutschland mussten die Weichen teilweise noch bis in die 1980er manuell, also per Hand, durch eine*n Weichenwärter*in so gestellt werden. Aus heutiger Sicht mag das ziemlich umständlich sein, aber nur so konnten die Züge richtig über die Schienen rollten und an ihrem Ziel ankommen. Heute passiert die Weichenstellung voll automatisiert und aus der Ferne. Das heutige „Weichen stellen“ funktioniert also nur noch im übertragenen Sinn: Wer die Weichen stellt, gibt die richtige Richtung vor.

2. Auf dem Abstellgleis stehen/landen

Auf dem Abstellgleis will wahrscheinlich niemand stehen. Das bedeutet, dass man ausgeschlossen oder von einer Position verdrängt wird. Allerdings stehen in der Zug-Welt nicht nur ausgemusterte Züge auf dem Abstellgleis, sondern auch Bahnen, die aktuell nicht benötigt werden, nach einigen Stunden aber wieder in den Betrieb gehen. Vielleicht fühlt es sich mit diesem Vergleich nur noch halb so schlimm an, wenn man doch mal kurzfristig auf dem Abstellgleis landet.

3. Auf den fahrenden Zug aufspringen

Als Züge und Straßenbahnen noch Trittbretter zum Einsteigen nutzten, sprang immer mal wieder jemand während der Fahrt darauf, um gratis mitzufahren – bei den heutigen Geschwindigkeiten und Sicherheitsvorkehrungen ist das zum Glück nicht mehr so einfach möglich. Genutzt wird die Phrase heute trotzdem noch: Wer auf den fahrenden Zug aufspringt, nutzt etwas aus, was gerade besonders populär ist und entwickelt eine erfolgreiche Sache weiter, ohne großen Aufwand zu betreiben.

Fun Fact

Daher kommt also auch der Begriff „Trittbrettfahrer*in“ – eine Person, die ohne Anstrengung oder auf Kosten anderer an etwas teilhaben oder von etwas profitieren möchte. Sehr weit entfernt von diesem Ursprung, aber vermutlich am weitesten verbreitet, ist der Begriff in der Kriminologie, wenn es um die Nachahmung von Verbrechen geht.

4. Zweigleisig fahren

Wer zweigleisig unterwegs ist, verfolgt zwei Wege bzw. hält sich zwei Optionen offen, um an sein persönliches Ziel zu kommen – bezogen auf Partnerschaften ist der Begriff beim Thema „Fremdgehen“ verbreitet. Die Herkunft der Phrase in der Eisenbahnwelt ist allerdings harmlos: Zweigleisig ist ganz einfach eine Strecke mit zwei parallel verlaufenden Gleisen. Das soll die Leistungsfähigkeit der Strecke erhöhen.

5. Der Zug ist abgefahren

Du hast den Zug verpasst? Da kann man jetzt wohl nichts mehr machen, denn Züge drehen für gewöhnlich nicht um. Wenn der Zug einmal abgefahren ist, ist er weg. Die Redewendung geht auf eine alte Durchsage zurück, die abgespielt wurde, wenn der Zug den Bahnhof verließ: „Liebe Fahrgäste, der Zug ist abgefahren.“ Da ist es auch keine Lösung, „auf den fahrenden Zug aufzuspringen“.

6. Aus dem Stegreif

Zugegeben: Hier müssen wir geschichtlich ein paar Jahre weiter zurück und bis auf die Vorreiter des ÖPNV zurückgehen. Wenn man etwas aus dem Stegreif beherrscht, kann man etwas spontan und unvorbereitet aus dem Gedächtnis abrufen, ohne großen Aufwand zu betreiben. Ihren Ursprung hat diese Redewendung in der Mobilität zu Pferd, denn damals war es für die Reiter*innen praktisch, wenn man nicht in jeder Situation aus dem Steigbügel heraus, also nicht extra vom Pferd absitzen musste.