Mobil sein im ländlichen Raum – auch ohne eigenes Auto

Der ÖPNV im ländlichen Raum soll besser werden. Wie können On-Demand-Angebote und Co. dabei helfen? Wir werfen einen Blick auf innovative Projekte.

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Schnell mit dem Leihrad zum Einkaufen fahren? Oder doch lieber per Carsharing? Während man in den nordrhein-westfälischen Stadtzentren oft die Qual der Verkehrsmittelwahl hat, sieht die Situation im ländlichen Raum meist anders aus: Entweder man wartet lange auf Bus und Bahn – oder man fährt mit dem eigenen Pkw ans Ziel. Damit sich dieses Szenario wandelt, hat das NRW-Verkehrsministerium im Jahr 2020 den Landeswettbewerb „mobil.nrw – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ ins Leben gerufen. 15 Projekte werden bis 2023 mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert, um das Mobilitätsangebot in den ausgewählten Städten, Gemeinden und Kreisen zu verbessern und den Menschen so den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Mobilität zu erleichtern. Mittlerweile sind die meisten der 15 Modellvorhaben gestartet und in der Umsetzung – Zeit also für einen Zwischenstand.

Mehr dazu

Alle 15 Modellprojekte werden in unserer Übersicht aufgelistet. Außerdem haben wir zahlreiche der einzelnen Projekte bereits ausführlich in unserem Blog vorgestellt – einfach mal durchklicken!

Kommt gut an: Mobilität auf Abruf

Ob der NetLiner in Aachen und Umgebung, der Hüpper in Hürth oder das G-Mobil in Gronau: On-Demand-Angebote sorgen für mehr Flexibilität. Denn anders als Bus und Bahn sind die Shuttles nicht nach einem starren Fahrplan auf einer festgelegten Strecke unterwegs, sondern individuell auf Abruf – ganz nach Wunsch der Fahrgäste. Bei der Anbindung an den ÖPNV spielen On-Demand-Verkehre so eine wichtige Rolle. Denn wer bequem mit einem Rufbus zur Haltestelle kommt, kann auf das eigene Auto verzichten. Dass dieses System gut funktioniert, zeigen nicht nur die Ergebnisse einer ioki-Studie zur öffentlichen Mobilität in Deutschland, sondern auch die On-Demand-Angebote aus dem Landeswettbewerb:

LOOPmünster

Bereits nach einem Jahr verzeichnete der 2020 gestartete On-​Demand-Dienst LOOPmünster 160.000 Fahrgäste – inzwischen nutzen über 15.000 Menschen im Monat den Service. Hinzu kommt ein erweitertes Betriebsgebiet: Seit Anfang 2022 fahren die Kleinbusse zusätzlich in den ländlich gelegenen Stadtteilen Angelmodde und Amelsbüren, sodass nun insgesamt 57 Quadratkilometer in der Region bedient werden. Die Kapazitäten hierfür wurden geschaffen, indem LOOPmünster nicht mehr parallel zu bestehenden Buslinien verkehrt. So liegt der Fokus noch stärker darauf, die Menschen in Münster abseits klassischer Linienwege an ihr Ziel zu bringen und eine Verbindung zu Bus und Bahn herzustellen.

Rhesi

Im Rahmen des Projekts „On-Demand vs. Ortsbus“ in Neunkirchen-Seelscheid wurde im August 2021 „Rhesi“ eingeführt. Der Minivan fährt auf Abruf durch die Gemeinde, bündelt die Buchungen der Fahrgäste und erstellt so die effektivste Route. Erste Zahlen zeigen: Das On-Demand-Angebot hat Erfolg. Besonders beliebt ist Rhesi bei Fahrten im Berufsverkehr aus den Siedlungen und Ortschaften in die Zentren der Gemeinde – und wieder zurück.

Shuttle Gütersloh

Noch mehr Flexibilität bei Fahrten durch Gütersloh: Wenige Monate nach dem Start des On-Demand-Angebots „Shuttle – Holt dich ab“ wurde das Betriebsgebiet deutlich erweitert. Neben der Anbindung weiterer Stadtteile sind die Shuttles samstags im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Außerdem wurden die Nutzungsbedingungen verbessert: Konnte man früher nur innerhalb des definierten Bediengebiets fahren, muss inzwischen nur noch der Start- oder Zielpunkt innerhalb des Gebiets liegen; man kann also von innen hinaus- und von außerhalb hineingebracht werden.

Gerade im ländlichen und suburbanen Raum muss das Angebot im ÖPNV besser werden, damit Pendlerinnen und Pendler vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen können. Deshalb unterstützen wir die Kommunen bei der Entwicklung von innovativen Mobilitätskonzepten.

Ministerpräsident Hendrik Wüst damals noch NRW-Verkehrsminister

Macht flexibel: Bunter Mobilitätsmix

Für die Verbesserung des ÖPNV im ländlichen Raum kommen jedoch nicht nur On-Demand-Verkehre infrage. Auch Sharing-Dienste und vernetzte Mobilität zählen zu den Projekten des Landeswettbewerbs.

Seit Sommer 2021 steht im Kreis Euskirchen ein flächendeckendes E-Bike-Verleihsystem bereit. Nutzer*innen können an zahlreichen ÖPNV-Haltestellen ein Pedelec mieten und so den letzten Teil der Strecke bequem per Rad zurücklegen – wer ein VRS-Aboticket besitzt, profitiert zudem von günstigeren Preisen.

Gemeinsam mit den Bürger*innen der Region die Mobilität der Zukunft gestalten: Das ist das Ziel des Bürgerlabors Mobiles Münsterland. Einige der Maßnahmen sind bereits erfolgreich gestartet, etwa der ExpressBus X90 oder das kommit-Shuttle. Daneben wird momentan an einer Mobilstation sowie an der Entwicklung von Sharing-Diensten gearbeitet.

Vom Bahnhof mit dem E-Auto nach Hause: Beim Linien-E-Carsharing in Borgholzhausen sollen Pendler*innen künftig mit Elektrofahrzeugen aus der Kernstadt in die Randgebiete fahren können. Dafür werden feste Linien definiert, die von der Mobilstation am Bahnhof ausgehend den ländlichen Raum erschließen. Der Start des Projekts ist im Laufe des Jahres 2022 geplant.

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Projekte des Landeswettbewerbs werden bis 2023 gefördert. Um herauszufinden, welche Angebote am meisten Erfolg haben und wie sich die Ergebnisse des Wettbewerbs auch auf andere Kommunen übertragen lassen, evaluiert das Zukunftsnetz Mobilität NRW die 15 Modellvorhaben. Dabei werden verschiedene Aspekte untersucht, etwa die Fahrgastzahlen, die Qualität des Angebots und die Auswirkungen auf den Klimaschutz. Die Ergebnisse der Evaluation sollen im Jahr 2025 vorliegen.