On-Demand vs. Ortsbus: Ein Modellversuch

Was funktioniert im ländlichen Raum besser: On-Demand-Verkehr oder ein Ortsbus? Um das zu testen, laufen in Neunkirchen-Seelscheid beide Angebote parallel.

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Spontan zum Shoppen ins Ortszentrum fahren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit oder zur Uni gelangen, abends nach dem Restaurantbesuch mit Bus und Bahn nach Hause kommen: In den Ballungsräumen und Großstädten in NRW gehört dies zum Alltag dazu. In ländlichen Räumen dagegen sind die Menschen häufig noch auf ein eigenes Auto angewiesen, um flexibel und flächendeckend mobil sein zu können – mit negativen Folgen für Umwelt, Stadtraum und Wohlbefinden. Damit sich dies in Zukunft ändert, hat Neunkirchen-Seelscheid das Projekt „Mobilität 2.0“ gestartet. Seit dem 18. August 2021 ermöglichen verschiedene miteinander vernetzte Mobilitätsangebote eine umweltfreundliche, entspannte und flexible Fahrt durch das Gemeindegebiet – ganz ohne eigenen Pkw.

Mobilität im ländlichen Raum passgenauer und nutzerfreundlicher gestalten

Im Rahmen des Projekts „Mobilität 2.0“ soll in den kommenden drei Jahren untersucht werden, ob ein On-Demand-Angebot oder ein Ortsbus besser dafür geeignet ist, die Mobilität im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern. „Ich bin sehr gespannt, welches der beiden Systeme mehr Erfolg haben wird“, so RSVG-Geschäftsführer Volker Otto. „Außer Frage steht, dass die neuen Mobilitätsangebote in ihrer Gesamtheit einen Gewinn für die Bevölkerung in Neunkirchen-Seelscheid bedeuten.“ Der Modellversuch wird über den Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ mit 1,5 Millionen Euro von der Landesregierung gefördert. Außerdem beteiligt sich der Rhein-Sieg-Kreis zusätzlich mit 500.000 Euro.

Rhesi, der neue On-Demand-Verkehr

Ein Hauptbaustein der Mobilität 2.0 ist das neue On-Demand-Angebot „Rhesi“. Der moderne Minivan im auffälligen Design ersetzt das bisherige Anrufsammeltaxi und fährt ohne festen Fahrplan auf Abruf durch die Gemeinde.

  • Buchung per App: Wer sich von Rhesi abholen lassen möchte, bucht einfach eine Fahrt über die kostenlose App. Die App ist im Google Play Store und im App Store erhältlich.
  • Über 100 Haltepunkte: Neben allen regulären Bushaltestellen im Gemeindegebiet fährt Rhesi auch virtuelle Haltestellen an. So ist ganz Neunkirchen-Seelscheid abgedeckt.
  • Preis nach VRS-Tarif: Die Fahrt kostet für einen Erwachsenen 2,25 Euro, Kinder unter 15 Jahren bezahlen 1,17 Euro, Kinder unter 6 Jahren fahren kostenlos. Wer bereits ein VRS-Ticket besitzt, kann Rhesi ohne zusätzliche Kosten nutzen.
Info

Umweltfreundlich unterwegs

Rhesi bündelt die Buchungen und berechnet für jede Fahrt die individuell effektivste Route. Im Minivan können bis zu sieben Fahrgäste gleichzeitig Platz nehmen (coronabedingt zurzeit beschränkt auf vier Personen) – und dadurch, dass diese Personen dank Rhesi auf den eigenen Pkw verzichten, kommt es zu weniger Abgasen und weniger Stau.

Verbessertes Busangebot

Um die Ortschaften besser an die Zentren anzubinden, wurde im Rahmen der Mobilität 2.0 die Linie 576 in einen Ortsbus umgewandelt: Als „Berghüpfer“ fahren nun kleinere, auffällig gestaltete Busse im Stundentakt auf einer neuen Route zwischen Neunkirchen, Seelscheid, Much und Marienfeld. Die Fahrzeuge sind barrierefrei und vollklimatisiert, außerdem dürfen sich Fahrgäste über WLAN und USB-Ladeports freuen.

Auch die Schnellbuslinie SB56 wurde generalüberholt. Auf der optimierten Strecke von Siegburg über Seelscheid nach Much sind Fahrgäste nun im 15- bzw. 30-Minuten-Takt unterwegs, abends und sonntags wird ein stündliches Fahrtenangebot realisiert. Weitere Verbesserung: Für höheren Komfort fahren auf der Linie ausschließlich Gelenkbusse, die mehr Platz und bequeme Sitze sowie obendrein WLAN und USB-Ports bieten.

Vernetzte Mobilität

Alle Angebote der Mobilität 2.0 sowie die Regionalbusse laufen an den Haltestellen „Neunkirchen Antoniusplatz“ und „Seelscheid Post“ zusammen – so können Fahrgäste schnell und einfach von einem Verkehrsmittel auf das andere umsteigen. Im Herbst 2021 sollen hier zudem neue Stationen für das RSVG-Bike eingerichtet werden, an denen Nutzer*innen E-Bikes für Fahrten durch den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis mieten können. Geplant ist, die beiden Verknüpfungspunkte zukünftig zu vollwertigen Mobilstationen auszubauen.