Kom­bi­nier­te Mo­bi­li­tät: Park-​and-Ride goes di­gi­tal

ÖPNV statt Stau: P+R-​Anlagen mit di­gi­ta­ler Be­leg­erfas­sung er­leich­tern Be­rufs­pend­ler*innen den Um­stieg vom ei­ge­nen Pkw auf Bus oder Bahn.

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Mal ehr­lich: Au­to­fah­ren in den gro­ßen NRW-​Städten Köln und Düs­sel­dorf oder in der Me­tro­pol­re­gi­on Ruhr­ge­biet macht ge­ra­de zur Rush­hour kei­nen Spaß. Stau, Stress und Hek­tik zer­ren nicht nur an den Ner­ven, son­dern be­las­ten Luft­wer­te und die Men­schen auf den Stra­ßen. Die Idee der Park-​and-Ride-Parkplätze ist daher ein­fach: vor der Stadt das Auto ab­stel­len und mit dem ÖPNV in die Zen­tren wei­ter­fah­ren. Das Sys­tem ist be­kannt, aber in der klas­si­schen Form nicht mehr at­trak­tiv genug. Des­halb wird ak­tu­ell ge­tes­tet, smar­te P+R-​Anlagen zu ge­stal­ten, bei denen Infos über freie Stell­plät­ze des Park­plat­zes in Echt­zeit auf An­zei­ge­ta­feln mit­ge­teilt wer­den.

Eines der wich­tigs­ten Ziele der Mo­bi­li­täts­wen­de ist es, die CO2-​Belastung be­son­ders in In­nen­städ­ten her­un­ter­zu­fah­ren und diese so wie­der le­bens­wer­ter zu ma­chen. We­ni­ger Pkw-​Verkehr in Bal­lungs­räu­men spielt hier­bei eine tra­gen­de Rolle – al­ler­dings dür­fen Pend­ler*innen, die aus länd­li­chen Ge­gen­den in die Groß­städ­te NRWs müs­sen, dabei nicht ver­ges­sen wer­den: Die Mo­bi­li­täts­lö­sun­gen au­ßer­halb der Städ­te sind häu­fig noch in der Ent­wick­lung und Lü­cken kön­nen erst nach und nach ge­schlos­sen wer­den. Der ei­ge­ne Pkw ist für viele Pend­ler*innen des­halb noch nicht weg­zu­den­ken.

P+R-​Pilotprojekt in Mett­mann

Mit fi­nan­zi­el­ler Un­ter­stüt­zung des Lan­des NRW konn­te der Ver­kehrs­ver­bund Rhein-​Ruhr in Zu­sam­men­ar­beit mit der Re­gio­bahn die an den SPNV an­ge­schlos­se­nen P+R-​Parkplätze Mett­mann Stadt­wald und Mett­mann Ne­an­der­thal für eine Pi­lot­pha­se aus­bau­en. Im Fokus ste­hen dabei die sen­so­ri­sche Auf­zeich­nung der Park­platz­aus­las­tung und die un­mit­tel­ba­re Wei­ter­ga­be die­ser In­for­ma­tio­nen an di­gi­ta­le und mo­bi­le An­zei­gen. In den bei­den aus­ge­wähl­ten Park­be­rei­chen wer­den drei ver­schie­de­ne Sys­te­me zur Da­ten­über­mitt­lung ge­tes­tet. Nach mehr als zwei Jah­ren hat sich das Sys­tem be­reits so sehr be­währt, dass es flie­ßend in den Re­gel­be­trieb über­ge­gan­gen ist.

Drei Sys­te­me in der Pi­lot­pha­se

Op­ti­sche Sen­so­ren

Mit Hilfe der op­ti­schen Sen­so­ren wird eine Art vir­tu­el­les Git­ter­netz über den Park­platz ge­legt. So­bald ein Pkw auf einem Platz ein­parkt, nimmt das Sys­tem eine Än­de­rung wahr und mar­kiert die­sen als be­legt. Wich­tig dabei: Es wer­den keine Ka­me­ras ver­wen­det, die Vi­de­os auf­zeich­nen – die Er­fas­sung er­folgt aus­schließ­lich durch Be­we­gungs­sen­so­ren.

 

Ma­gnet­sen­so­ren

Die Ma­gnet­sen­so­ren be­fin­den sich auf den ein­zel­nen Park­plät­zen: Be­ein­flusst ein Auto das Ma­gnet­feld des Sen­sors, wird die Be­le­gung re­gis­triert und di­rekt an eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sta­ti­on wei­ter­ge­lei­tet

Über­fahr­kon­takt

Die­ses Sys­tem eig­net sich her­vor­ra­gend für Park­plät­ze mit nur einer Zu- und Aus­fahrt, denn der Pkw wird beim Über­fah­ren des Zu­fahrts­be­reich re­gis­triert und di­rekt als ge­park­tes Auto ge­wer­tet. Der Be­le­gungs­grad der An­zei­ge­ta­fel än­dert sich somit un­mit­tel­bar nach der Ein­fahrt.

Ein gutes Park-​and-Ride-Angebot kann die Ver­kehrs­pro­ble­me in den Ein­pend­ler­städ­ten po­si­tiv be­ein­flus­sen, wenn Au­to­fah­rer*innen be­reits wohn­ort­nah vom ei­ge­nen Pkw auf Bus und Bahn um­stei­gen.

Mar­cel Vre­den „mobil.nrw P+R“/VRR AöR, Ab­tei­lung ÖPNV-​Management

Wei­te­re An­la­gen mo­der­ni­siert

Die Pi­lot­pro­jek­te in Mett­mann haben be­reits nach kur­zer Zeit of­fen­bar po­si­ti­ven Ein­druck hin­ter­las­sen, denn der Aus­bau der SPNV-​Station Kerken-​Nieukerk be­gann noch im glei­chen Jahr. Im Herbst 2022 wurde die erste Park-​and-Ride-Anlage in Wesel mit kleb­ba­ren Bo­den­sen­so­ren aus­ge­stat­tet, wei­te­re Park­plät­ze am Bahn­hof Wesel folg­ten kurz dar­auf.

In Zu­kunft sol­len die er­fass­ten Echt­zeit­da­ten sowie Aus­las­tungs­pro­gno­sen auch in die elek­tro­ni­sche Fahr­plan­aus­kunft in­te­griert wer­den. So kannst du dich be­reits vor dei­ner Fahrt dar­über in­for­mie­ren, wie die Lage auf dei­nem an­ge­peil­ten P+R-​Parkplatz aus­sieht. Spä­ter soll noch der In­for­ma­ti­ons­ab­ruf über Pkw-​Navigationssysteme er­mög­licht wer­den. Auf län­ge­re Sicht zeigt das Navi dann auch immer gleich al­ter­na­ti­ve Fahrt­op­tio­nen mit dem ÖPNV an.

MaaS

Leucht­turm­pro­jekt für NRW

Das Pi­lot­pro­jekt P+R Mett­mann ist eins der sechs Leucht­turm­pro­jek­te von MaaS NRW. Das Lan­des­pro­gramm Mobility-​as-a-Service rückt den Men­schen in den Mit­tel­punkt und för­dert Pro­jek­te, durch die Vor­aus­set­zun­gen für ein di­gi­ta­les, naht­lo­ses und ver­netz­tes Mo­bi­li­täts­an­ge­bot ge­schaf­fen wer­den.